Vätternrundan 2024

Als ich letztes Jahr die mail bekam, dass man sich für die Vätternrundan 2024 anmelden kann, fragte ich, nur halb im Scherz, Bianca und Tobi, ob sie mitmachen würden. Mit Tobi und Arndt war ich 2017 schon mal um den See gefahren, mit Bianca und Tobi im Jahr danach die Mecklenburger Seenrunde. Die beiden waren gleich begeistert, und da ich wusste, dass sie wissen, worauf sie sich einlassen, wurde das Ganze schnell konkret. Ab da stieg die Freude.

Nach meiner ganzen Long Covid Geschichte sollte die Tour zu einem Höhepunkt werden. Große Erwartungen also. Allerdings hatte ich noch weitere Höhepunkte geplant, um wieder fit zu werden, weshalb ich nicht optimal trainierte. Ich konzentrierte mich erst mal auf den Haspa Halbmarathon, da ich Laufen als meine „Hauptsportart“ ansehe. Im Februar stieg ich also erstmals aufs Rad auf der Rolle und habe die ersten Kilometer abgespult. Irgendwann trafen wir drei uns dann zu einer Tour um die Schlei, die mir bestätigte, dass ich zu mindestens mithalten könnte. Da war mir noch nicht klar, dass die Strecke der Vätternrundfahrt in diesem Jahr leicht anders sein sollte……

Mit Antje bin ich dann im Auto über Dänemark und die Belt- und Sundbrücken und über Malmö nach Motala in das von Bianca gebuchte Ferienhaus gefahren. Ein super-Haus! Nach einer Ausfahrt mit Tobi und dem Besuch der Stadt und dem Eventgelände am Tag zuvor, sollte es dann am Samstag um 5:46 losgehen. Plötzlich sagte Tobi, dass er einen Platten hat und ist aus der Startlane verschwunden. Vermutlich war es gut, dass er es vor dem Start gemerkt hat. So konnte er reparieren und etwas später starten.

Die ersten Kilometer fährt man aus Motala raus, es ist stellenweise leicht abschüssig und man wird anfangs noch von einem Motorrad begleitet. Der erste Schreck kam bei Kilometer 1, als sich ein Pulk bildete und ich in einer leichten Abfahrt etwas unaufmerksam war. Fast wäre ich mit einem anderen Radfahrer kollidiert als sich vor mir ein Pulk bildete….

Bianca hatte ich auch schon etwas aus dem Blick verloren, aber nach ein paar Kilometern wieder eingeholt. Allerdings fuhren wir dann nur kurz zusammen, da wir unterschiedliche Geschwindigkeiten fuhren. An der ersten Verpflegungsstelle haben wir uns aber wieder getroffen. Da muss Tobi dann an uns vorbeigerauscht sein….

Die strecke nach Jönköpping ist mir besonders schön in Erinnerung. Leicht wellig, ein paar Anstiege, aber nie heftig, ein paar Abfahrten, einfach schön. Ich habe mir eine Gruppe gesucht und bin mitgefahren und habe auch mal Führungsarbeit gemacht. In Jönköpping gab es dann Mittagessen. Köttbullar und Kartoffelstampf. Ich wusste, dass es ab jetzt härter werden würde, deshalb hatte ich mir vorgenommen, lange Pausen zu machen. Letztes mal hatte ich an einem Anstieg hinter Jönköpping so einen Krampf, dass ich ab da nur noch verhalten fahren konnte.

Ich hatte aber dazu gelernt und fuhr z.B. mit höherer Trittfrequenz und weniger Kraft. Außerdem habe ich an den Bergen nicht so gebolzt. Das hat offenbar geholfen. Die ersten Krämpfe kamen erst später, etwa ab Kilometer 200.

Die Westseite des Sees ist relativ unspektakulär und fahrerisch anspruchslos. Leicht wellig, ständig auf und ab. Alle 40-50 Kilometer kommt eine Depot mit Verpflegung, die ich alle mitgenommen habe. Im Nordosten wurde ich dann vermehrt von den Sub-10, sub-9 oder sogar sub-8 Teams überholt. Die hatten alle eine Extra-Motorrad-Begleitung und eigene Verpflegungspunkte. Wahnsinn. Kurz vor dem vorletzten Depot habe ich dann noch einem Sub-8-Fahrer mit Platten geholfen, seinen Reifen zu flicken. Er wollte mir dann noch einen „Push“ geben, was ich dankend abgelehnt habe. Das war mir deutlich zu schnell. Am vorletzten Depot angekommen freute ich mich auf die Brücke und die letzten Kilometer, und mir war auch dann noch nicht klar, dass die Strecke anders sein würde. Nix Brücke, nix bergab ins Ziel. Der Weg ging noch mal ins Hinterland mit vielen Höhenmetern. Braucht man nicht nach 280 km.

Dann wurde es auch noch dunkel und es begann zu regnen. Nach dem letzte Depot ging es dann endlich bergab, allerdings auch an einer großen Straße mit LKW-Verkehr entlang. Kein großes Vergnügen. Als ich den Abzweig zu unserem Ferienhaus passiert, verschwendete ich ein paar Gedanken daran, nicht ins Ziel zu fahren. Wäre aber bei Kilometer 300 echt blöde gewesen, also weiter.

Im Ziel war ich völlig fertig. Ich kann zu recht sagen, dass dies die größte sportliche Anstrengung in meinem Leben war. Mein Akku war leer, meine Magen rumorte vom vielen Kaffee und den Brötchen und anderem Krams. Ich war komplett nass und kalt und wirkte wohl etwas apathisch. Antje begleitete mich dann in eine Turnhalle, wo ich mich auf ein paar Militärdecken etwa hinlegen konnte. Nachdem ich mir später dann etwas Warmes angezogen hatte, bin ich noch mal mit zur Ziellinie und habe dann auch Bianca ankommen sehen.

Ich habe keinen Diabetes, sondern bin Typ F. Ich bilde mir ein, zu wissen, wie viel zusätzliche Belastung der Diabetes bei solch einer Fahrt bedeutet. Davor habe ich einen Riesenrespekt. Im Nachhinein denke ich, dass ich doch etwas zu wenig trainiert hatte. Zusätzlich zur Anstrengung noch den Diabetes zu managen, kann ich mir gerade nicht vorstellen. Ich denke, es würde noch mal einiges an Training und Vorbereitung erfordern. Hut ab vor der Leistung von Bianca und Tobi! Und Danke an Antje fürs Begleiten und Auffangen im Ziel! Sorry, dass ich Dein Bier ausgetrunken habe 😉.  

Christoph

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