Vätternrundan 2024 berichtet von Tobias Paul

Es ist der 29. April. Gestern war der Hamburg Marathon und nun bleiben nur noch 7 Wochen und dann sind wir bei der Vättern Rundfahrt. Wessen Idee war das eigentlich?

 

Das Wetter ist in Hamburg wie üblich sehr bescheiden und zum Fahrradfahren überhaupt nicht geeignet, so dass ich auch noch weiterhin Wartezeit einbauen muss

das schlechte Gewissen fängt an

Mitte Mai

Endlich ist das Wetter geeignet, um die ersten Kilometer zu machen. Ich treffe mich mit Bianca und Christoph zur ersten Ausfahrt an der Schlei. Es läuft ganz gut, wir kommen einige Kilometer voran.

Von jetzt an nutze ich jedes Wochenende, um Ausfahrten mit Rennrad zu machen, wenn das Wetter es zulässtDer lege ich Wert, dass ich viel Zeit auf dem Sattel verbringeNach meinen Erfahrungen von vor 7 Jahren tut der Hintern am ehesten weh, wenn man so lange auf dem Fahrrad sitztAlso geht es auch darum, sich an die Sitzposition zu gewöhnen. 

 

Mitte Juni

Endlich geht es los ich treffe mich mit Bianca und Bernd in Bad Segeberg, um mit ihnen zusammen über Rostock die Fähre nach Schweden zu nehmen. Wir haben eine kleine Kajüte und können ein paar Stunden schlafen, bevor die letzte 400 km mit dem Auto zu absolvieren sind. 

Ab Jönköping (südlichster Punkt des Vätternsees) wird einem bewusst, wie lange 100 km sein können, alleine auch mit dem Auto. Drei Tage später müssen wir hier auch entlang fahren…

Unser Haus in Schweden hatten Bianca und Bernd besorgt und ist traumhaftWir können hier ganz in Ruhe auf der Terrasse sitzen, ein paar kurze Ausfahrten machen und die Sonne beobachten, wen sie sich mal für 10 Minuten zeigt. Das Wetter ist nicht unbedingt super zum Fahrradfahren, leider istes ist recht kühl und auch windig. So gehen wir zusammen noch auf die Messe und holen unsere Startunterlagen und treffen noch Bekannte und andere Mitfahrer. Die Stimmung ist bei allen gut, jeder freut sich auf das Event.

Freitagabend können wir noch die Auftaktveranstaltung sehen,viele Kunstradfahrer machen Sprünge über Rampen und drehen sich dabei mehrfach um die eigene Achse. Der ganze Ort Montala ist da, vom Spielmannszug bis zur freiwilligen Feuerwehr, eine grandiose Stimmung. Um 19:00 Uhr starten die Veteranen (mit Startnummern ihrer jeweiligen Teilnahme, auch die Nr 59 war oft vertreten) . Von da an startet eine Gruppe von jeweils 40 bis 50 Fahrradfahrern alle 2 Minuten.

 

Wir sind erst am nächsten Morgen um 05:46 Uhr dran und können noch ein paar Stunden bis dahin schlafen. Also bleibt keine richtige Nacht, ein paar Stunden hat man dann doch noch gelegenum uns gegen 04:30 Uhr in Montana in die Gruppe der Starter einzureihen. So zirka 2 Minuten bevor es bei uns losgeht, stelle ich fest, dass mein Hinterrad platt ist und ich verabschiede mich von den anderen, um eine kleine Reparatureinheit zu unternehmen Dankenswerterweise hilft Bernd mir dabei, so dass ich dann um kurz vor 06:00 Uhr starten kann. Bianca und Christoph sind schon losgefahren ich hole sie aber nach einer Zeit auch wieder ein. Ich starte mit einem Blutzucker von 200 und hoffe, dass der durch die Belastung runter geht. Aber auch nach einer Stunde sehe ich,dass der Pfeil von meiner App nach oben zeigt, und ich entscheide mich, Korrektureinheiten zu spritzen.

Alle 30 bis 45 Kilometer gibt es eine Verpflegungsstation mit Getränken, Brötchen, Gels und Gurken. Ich glaube ich habe noch nie so viel Brötchen in den Stunden gegessen (und ohne weitere Boluseinheitenwie an diesem Tag. Mein Blutzucker kommt kaum nach und kommt selten über 110. Ich weiß ja,dass die Insulinempfindlichkeit um Faktor 10 zu zunimmt,wenn ich mich sportlich betätige. Vor allen Dingen, wenn es um eine so eine lange Einheit geht. (Zum Glück kann man deshalb mit Gurken den Geschmack mal ein wenig abwechseln)

 

Nun habe ich 13 Stunden durchgehend Fahren, Pause machen,Essen und wieder weiterfahren. Dabei lernt man immer wieder neue Gruppen kennen, beziehungsweise hängt sich an andere Gruppen ran, um in deren Windschatten schnell vorwärtszukommen oder sich die Zeit mit einem Pläuschchen zu vertreiben. Je später der Tag, desto schwieriger wird es,entsprechende Gruppen zu erwischen. So fährt man dann auch durchaus mal 30 bis 50 Kilometer mehr oder weniger alleine oder in einer sehr kleinen Gruppe mit 2 oder 3 Leuten, was viel anstrengender ist und mehr Kraft kostet.

Das Wetter verschlechtert sich ein wenig, zumindest ist es ab der dem zweiten Drittel sehr bewölkt und Wind kommt auf. Am nördlichsten Punkt sind es noch 60 Kilometer bis zum Ziel hier fängt es leicht an zu nieseln und der Wind kommt jetzt von vorne. Ab hier ist eine neue Strecke eingerichtet. Vor 7 Jahren waren es noch 15 Kilometer weniger und diese neuen Strecke ist jetzt sehr hügelig und die Höhenmeter nehmen zu .Die Durchschnittsgeschwindigkeit und Laune verringertensich deutlich. 

Um kurz nach 19:00 Uhr komme ich endlich ins Ziel. Dort warten Bianca und Bernd auf mich und ich freue mich, diese diesen Tag überstanden zu haben. Meine App sagt, dass die anderen beiden nicht weit von uns entfernt sind, aber leider betrifft das nur die Luftlinie und nicht die Kilometer die sie noch zu absolvieren haben. Zudem fängt der Regen jetztrichtig auch an und es wird kalt und dunkel. Eigentlich sollte man meinen, dass in Schweden zu dieser Jahreszeit die Helligkeit nicht verschwindet, aber trotzdem war es dann irgendwann so dunkel, dass man nicht mehr ohne Licht fahren konnte. Gut, dass ich schon im Ziel war, denn ich hatte überhaupt kein Licht mitgenommen.

Dann kommen Christoph und auch später Bianca ins Ziel. Sie sind glücklich, das Ziel erreicht zu haben. Leider aber auch ziemlich durchgefroren und durch die letzten dunklen Stunden alleine gefahren.

Aber der Stolz stellt sich schnell ein und wir sind froh, dass wir diesen Tag so gut geschafft haben. Eigentlich macht es sehr viel Spaß, auch wenn es fürchterlich anstrengend ist, sich gegen den Wind und Höhenmeter abzustrampeln

Bis zur nächsten Anmeldungen haben wir alle noch ein wenig Zeit und es gibt dann noch andere Veranstaltungen wie zum Beispiel Trondheim-OsloVielleicht machen wir das auch nochmal?

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